Nichtschwimmerin an der Hafenkante
29. Mai 2019
Fatima Oliveira
Das Leben am Wasser, es ist eine Hassliebe für Fatima Oliveira, seit sie am Strand von Aveiro als kleines Mädchen fast ertrunken wäre. Und dennoch holten die Gezeiten die 54-Jährige immer wieder zurück an die Hafenkante. Schon in ihrer Kindheit war der Alte Fischereihafen ihr Zuhause, seit mehr als acht Jahren betreibt sie nun mit großer Leidenschaft die „kleine gemütliche Ecke“, das „O Cantinho“, an der Präsident-Herwig-Straße. Ein Besuch am Tresen und drei Fragen.

Moin! In friesischer Kürze: Wer bist du und was machst du?

Ola! Ich bin Fatima und das hier ist mein Leben. Vor acht Jahren habe ich das „O Cantinho“ eröffnet, das war zunächst nur eine Kneipe mit ein paar Tapas und einem kleinen Delikatessen-Laden um die Ecke. Aber die Leute wollten mehr Portugal am Hafenbecken und dann habe ich mich drei Jahre später getraut und die alte Auktionshalle hier in ein Fischrestaurant umgewandelt. Wir haben renoviert, einen Tresen gebaut, eine Kochplatte und eine Fritteuse angeschafft – und inzwischen begleiten wir auch Events hier im Norden. Am Wochenende ist es hier auch im Winter „lotado“ (portugiesisch: sehr voll)!

Du kommst ursprünglich aus Portugal. In deiner Geburtsstadt Aveiro rauschen gerade die Palmen im 25 Grad warmen Atlantikwind. Wieso Cuxhaven?

Das hier ist meine Heimat. Mein Vater fuhr von hier aus zur See. Ich kam mit 12 Jahren nach Cuxhaven, in die Schillerstraße. Am Alten Deichweg haben wir nach der Schule Krabben gepuhlt, ohne Deutschkenntnisse war der Anfang nicht einfach für uns. Mit 15 Jahren habe ich in der Fischfabrik gegenüber angefangen und mit 18 Jahren wollte ich zurück nach Portugal. Ich wurde Sekretärin in einer Sockenfirma, lernte meinen Mann kennen – aber soll ich dir was sagen? Ich habe Cuxhaven vermisst. Also habe ich meinen Mann und meine Familie eingepackt und bin 1989 zurückgekommen, um mich nach verschiedenen Jobs schließlich selbstständig zu machen. Hier bin ich groß geworden. Hier ist mein Zuhause.

Gekommen, um zu bleiben. Was wünscht du dir für die Zukunft des Alten Fischereihafens?

Schau dich um. Wenige Meter von hier wurden noch vor Jahren die Kutter gelöscht. Da wo wir jetzt sitzen standen die Fischer auf ihren Holzkisten und versteigerten ihre Fänge. Die Fischindustrie ist fast schon verschwunden und mit ihr das Handwerk und die Tradition. Aber bis heute lebt sie in den Geschichten der Menschen rund um den Hafen. Ich wünsche mir, dass diese Erzählungen erhalten bleiben. Und so lange ich kann, werde ich hier am Tresen meine Geschichte erzählen.

Obrigado

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