Fischer aus Leidenschaft
17. Aug. 2021

Diese Beiden sind wie Pott und Deckel, wie Ebbe und Flut. Seit mehr als 25 Jahren gehen Ulrike und Jens Tants ihren Weg gemeinsam, der geprägt ist durch ein Leben zwischen Land und Meer. Genau das ist es, wovon Jens Tants schon als kleiner Junge geträumt hat: Fischer wollte er werden, genau wie die beiden Generationen vor ihm. Der Weg zu seinem Traumberuf aber war nicht einfach. Wir trafen ihn hier am Pier im Alten Fischereihafen. Drei Fragen an der Kaikante:

Moin! In aller Kürze: Wer bist Du und was machst Du?

Ich bin Jens Tants, Fischer aus Leidenschaft und ein echter Spiekeraner. Was das bedeutet versteht jeder, der schonmal unseren kleinen Ort mit dem Kutterhafen besucht hat. Wir sind dort seit jeher verbunden mit dem Krabbenfang und der Verarbeitung. Wer hier geboren ist, weiß einfach, wo er hingehört. Und so ging es mir eben auch. Immer wollte ich meinen eigenen Kutter haben, um Fischer zu werden. Doch das sahen meine Eltern eine Zeitlang als keine gute Idee an, meinten Sie doch, dass sich das Geld in unserem Handwerk einfach zu schwer verdienen läßt. So hieß es erst einmal eine Maurerlehre absolvieren, bevor ich 2008 dann endlich nach der weiteren Ausbildung mit meinem eigenen Kutter, der Saphir, Fischer werden konnte.

Okay, deine Heimat ist Spieka. Nun aber liegst du mit deinem Kutter hier im Alten Fischereihafen an der Pier. Wie kommt das?

Weil ich einer der 100 Miteigentümer der Erzeugergemeinschaft Krabbenfischer EzDK hier in Cuxhaven bin.

Es war nicht immer einfach. Es gab Jahre, da haben wir gefischt und gefischt für nix als einen Hungerlohn. Denn der Preis für unseren Fang wurde uns von 2 Großhändlern vordiktiert. Ein sogenanntes Siebgeld wurde jedem Fischer, nicht nur in Cuxhaven, sondern in ganz Europa, vordiktiert. 2011 gab es einen Wahnsinnspreisverfall und es kam zum Streik der Fischer in der gesamten Nordsee – von Dänemark bis in die Niederlande. Hilfe gab es dann für uns tatsächlich durch die Fischereiministerien, die uns zur Gründung einer eigenständigen Erzeugergemeinschaft drängten, die dann uns Fischern selbst gehören sollte und eine eigene Vermarktung mit eigenen Siebanlagen ermöglichte. Über 100 Krabbenfischer schlossen sich zusammen und unterzeichneten – ja, und ich bin eben einer von Ihnen. Das war ein genialer Schachzug und hat vielen von uns das Überleben gesichert.

So, und Nu bekommen wir Krabbenfischer die Coronakrise durch extreme Fangauflagen und geringe Hilfszahlungen gerade voll zu spüren. Uns Fischer hat man hier echt am Gängelband. Da wollte ich jetzt einfach mal gegensteuern. Und deshalb hat meine „Ulli“ ihr kleines Fischaus am Hafen. Die Gastronomie ist bereits seit 27 Jahren eine wahre Institution nicht unweit der Klappbrücke. Ulli Tants macht nach der Corona-Zwangspause diesen Sommer mit neuem Schwung weiter: Die Krabben kommen frisch gefangen direkt von Jens‘ Kutter in das kleine Fischhaus, wo selbstverständlich vor Ort gepult wird und wer Glück hat, bekommt am Wochenende noch einen der legendären Krabbenfrikadellen ab, wenn er früh genug da ist, denn die sind einfach legendär und schnell vergriffen!

Zwei Standbeine verankern Dich und deine Familie hier. Was wünscht Du und ihr euch für die Zukunft des Alten Fischereihafens?

Schau dich doch mal um hier! Mitten in einer so schön gelegenen Stadt wie Cuxhaven, wo du Fernweh bekommst, wenn Du auf die Nordsee und die großen vorbeiziehenden Schiffe schaust, verkommt dieser alte Gewerbehafen, der zu unserer Geschichte und zu unserer Heimat gehört. Warum? Da muss etwas passieren! Wir Fischer werden hoffentlich immer einen Platz und eine Zukunft im Alten Fischereihafen haben – aber zusätzlich wünsche ich mir, dass hier etwas Neues entsteht, etwas, das Zukunft sichert und den Menschen Perspektiven bietet! Was spricht denn dagegen, dass hier neben dem Alteingesessenen auch etwas Neues ganz anderes entsteht. So können wir vielleicht auch junge Familien dazu bringen, in einer so schönen Gegend wie bei uns hier mit viel frischer Luft leben zu wollen. Denn ich denke, von dieser Symbiose zwischen Neu und Alt können wir alle nur profitieren!

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