Mein Schiff 3 am Steubenhöft
21. Apr. 2023

Foto: MS3 Anlauf am 20.04.2023 Copyright instagram@fabiokphotography

In den historischen Hapag-Hallen in Cuxhaven hat gestern das Zweite Cuxhavener Kreuzfahrtforum stattgefunden. Dabei wurden mehrere Ansätze zur weiteren Steigerung der Nachhaltigkeit von Kreuzfahrten präsentiert. Mit den Reisejournalisten Oliver Schmidt betrat ein Moderator die Bühne, der erstmals öffentlich eine faire Behandlung für die Kreuzfahrt einforderte auf Nachhaltigkeitsaspekte hinwies, die bisher kaum diskutiert wurde. Mit kurzen Seestrecken, einer sinnvollen An- und Abreise sowie den von mehreren Reedereien bereits eingesetzten Anti-Food-Waste-Programmen lasse sich die Nachhaltigkeit ebenso beeinflussen wie durch „grüne“ Antriebsenergien, so Schmidt. Passend dazu wurde vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oldenburg die dortige Forschungsarbeit an einer energieeffizienten Schiffskabine vorgestellt. Desweiteren wurde über die Entwicklung neuer Kreuzfahrtziele diskutiert, wobei mehrere Teilnehmer des Bühnentalks auch hier auf Nachhaltigkeitsaspekte hinwiesen. Begleitet wurde die Fachtagung von einem attraktiven Rahmenprogramm: Am Vormittag konnte die „Mein Schiff 3“ von TUI Cruises besichtigt werden, während viele Passagiere die Gelegenheit zum Landgang in Cuxhaven nutzten. Den Ausklang bildete ein stilvolles Cruise Dinner am Abend im Kuppelsaal der Hapag-Hallen.

Das Nordseebad Cuxhaven hat sich gestern mit der Fachtagung „Zweites Cuxhavener Kreuzfahrtforum“ als Ziel- und Abfertigungshafen für Kreuzfahrtschiffe auf der internationalen Bühne der großen Musikdampfer zurückgemeldet. Dort, wo schon Albert Ballin in den von ihm erbauten Hapag-Hallen seine Luxusschiffe abfertigen ließ und der erste deutsche Nachkriegsliner „Hanseatic“ zur Jungfernreise aufbrach, trafen sich im Hanseatensaal rund 130 Branchen-Insider und interessierte Bürger aus der Cuxhavener Wirtschaft zu einer Nachmittagsveranstaltung, in der die Punkte „Nachhaltigkeit der Kreuzfahrt“ und „Destinationsentwicklung“ in Vorträgen und Gesprächsrunden weiterentwickelt wurden. Hierbei wies Julia Siebert, Managing Director von COLUMBIA SIGNATURE blue, darauf hin, dass die Kreuzfahrt z. B. mit der konsequenten Vermeidung von „Single Use Plastic“ im Hotelbereich schon deutlich „sauberer“ sei als landseitige Hotellerie. Moderator Oliver Schmidt, Chefredakteur von „Koehlers Guide Kreuzfahrt“, fasste die Verteidigung der Branche noch deutlich weiter und forderte, zur Bestimmung der Nachhaltigkeit einer Kreuzfahrt auch Aspekte wie die Zahl der tatsächlich auf See verbrachten Stunden pro Tag, eine möglichst „saubere“ Bahnanreise und die von mehreren Veranstaltern bereits fokussierten Anti-Food-Waste-Programme beizuziehen. Hierzu kündigte er an, die Anfertigung einer wissenschaftlichen Studie betreiben zu wollen, die den ökologischen Fußabdruck einer Kreuzfahrt definiert und somit eine klare Vergleichbarkeit – auch mit landseitigen Urlaubsalternativen – schafft. Dennis Tetzlaff, Vice President Fleet Operations & Newbuild bei TUI Cruises, wies darauf hin, dass die gerade entstehende „Mein Schiff 7“ die neun Jahre alte „Mein Schiff 3“ in puncto Energieeffizienz bereits um 22% übertreffe, woran man die ständige Fortentwicklung hin zu „grüner“ Kreuzfahrt erkennen könne. Allgemeiner Konsens war, dass die Kreuzfahrt mit nur einem Prozent Anteil an der weltweiten Schifffahrt einen überproportionalen Anteil zum ökologischen Ausbau der Flotten auf den Weltmeeren leiste und somit deutlich besser sei als ihr Ruf. Hierzu trägt auch Cuxhaven wesentlich bei, wie Ulf Lemke, Head of Hydrogen Projects bei der Cuxhavener Turneo GmbH, hervorhob, denn hier werde der erste für Schiffsantriebe vorgesehene Wasserstoff hergestellt. Andreas Steidle-Sailer, Geschäftsführender Gesellschafter und Gründer von Sailing-Classics, stellte seinen geplanten Segelschiff-Neubau vor, der dank Solar-Panels und Energierückgewinnung nur einmal im Jahr 50 000 Liter E-Fuel tanken muss. Conrad Rausch, Inhaber von rausch communications & pr, forderte, die veranstalterübergreifend in der Öffentlichkeit deutlicher hervorzuheben. Das Deutsch Zentrum für Luft- und Raumfahrt aus Oldenburg stellte seine Forschungsarbeit an einer energieeffizienten Schiffskabine vor. Insgesamt wurde in zwei Diskussionsrunden klar, dass auch soziale Nachhaltigkeit größere Aufmerksamkeit erfahren sollte, und dass das Thema „Destinationsentwicklung“ ebenfalls eng an diesen Faktor gebunden ist. Guido Laukamp, Chief Commercial Officer von nicko cruises, auf die Möglichkeiten von „Slow Cruising“ mit einem deutlichen Fokus auf kleineren Häfen und langen Liegezeiten verwies. Dies sei der willkommene „Anti-Trend“, der sich gegen die größer werdenden Megaliner entwickle. Regina von Hesse, Produktmanagerin Expeditionskreuzfahrten bei Hapag-Lloyd Cruises, hatte das zeitgemäße Vermarktungskonzept parat und erklärte die Wichtigkeit von „Story Telling“ rund um die Destination und beleuchtete die Wichtigkeit von differenzierter Aufklärungsarbeit im Gespräch mit Destinationen, was Anläufe von kleinen Schiffen oder den Einsatz von Zodiacs angeht. Matias Moldenhauer vertritt mit seiner Veranstalter-Agentur „Vista Travel“ mehrere internationale Luxusreedereien und wies darauf hin, dass Landausflüge eine wichtige „Cash Cow“ für die Reedereien seien und daher nicht unbedingt nur nach dem Passagiergeschmack zusammengestellt werden. Die Journalistin und Lektorin Nadja Münchenhagen zeigte sich überzeugt, dass auch mit großen Schiffen bei 5000 und mehr Passagieren eine gute Einbindung der Destination in eine Kreuzfahrt möglich ist. Das Rahmenprogramm der Veranstaltung gab ihr Recht: Am Vormittag lag mit der Mein Schiff 3 erstmals seit vielen Jahren wieder ein großer Cruise Linder am Cuxhavener Steubenhöft, und nahezu 1000 Passagiere nutzten die Gelegenheit zum Landgang in Cuxhaven. Ihnen wurden City-Touren sowie eine Führung durch die historischen Hapag-Hallen angeboten, während die Forumsteilnehmer das Schiff besichtigen konnten.

Beim abendlichen Cruise Dinner im Kuppelsaal der Hallen wurde Julian Pfitzner, CEO von Hapag-Lloyd Cruises, als später Nachfolger“ Albert Ballins begrüßt, der als Erfinder der Kreuzfahrt gilt. Pfitzner unterhielt die Abendgesellschaft, zu der sich auch interessierte Cuxhavener mit einem Ticket „einkaufen“ konnten, mit Anekdoten aus der Anfangszeit der Kreuzfahrt und schlug eine interessante Brücke zwischen der Anfangszeit der Kreuzfahrt hin zur heutigen Interpretation von legerem Luxus. Er erinnerte an Herausforderungen aus Ballins Zeiten, zog Parallelen bis zur Gegenwart und schloss mit einem positiven Ausblick ob der aktuellen sehr guten Entwicklung sowie dem Appell, sich gemeinsam für die Begeisterung junger Talente für diese schöne Reiseform einzusetzen. Spätestens mit diesem Tag ist die Kreuzfahrt endgültig nach Cuxhaven zurückgekehrt, das bereits am 16 Juni 2022 die ISPS-Lizenzen zur Abfertigung von Passagierschiffen zurückerlangt hatte.

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